Orkanartige Welle der Verlustigung (Lenggries im Februar 1994)
Völlig überraschend traf am 12. Februar 1994 den Wintersportort Lenggries eine orkanartige Welle der Verlustigung. Ausgelöst durch in leichtsinnigerweise zu früh ausgesprochenes Heiratsabsichten, nahmen dessen sogenannte gute Freunde die Gelegenheit wahr, den dahinscheidenden Junggesellen aus seinem bisher ungebundenen Leben zu verabschieden.
Die Wogen der Begeisterung schwappten recht hoch und versetzten die zu dem Zeitpunkt ruhige Wintersportmetropole in einen erschütterten Zustand. Immer wieder waren schwerste Einschläge zu verzeichnen, die so manchen Beteiligten zu Boden warf. Teilweise durch Selbstüberschätzung, aber durch überhastete Einnahme von flüssigen Dopingmitteln wurde ununterbrochenes schallendes Gelächter heraufbeschworen. Lenggries feierte ausschweifend, als sich das Harzer Unwetter wieder verzog.
Unfreiwillige Slapstick-Einlage
Junggesellenabschiede haben oft ihren eigenen Charme. Meistens geht es feucht-fröhlich, ausgelassen und lustig zu. Der angehende Bräutigam Günni, sein Zimmerkollege Hansi und ein Hotel-Lift wurden bei einer derartigen Veranstaltung unfreiwilliger Mittelpunkt einer grandiosen Slapstick-Einlage.
Nach einem anstrengenden Tag waren alle Mann pünktlich um 19.30 Uhr an der Hotel-Rezeption auf einer Ledergarnitur verabredet. Von dort aus wollten wir zur Apres-Feier in die Nacht starten. Alle waren pünktlich, nur die Suite "Hansi und Günni" fehlte. Nach kurzer Wartezeit trudelte Hansi ein, und erklärte, daß Günni noch eine Sitzung auf dem Thron hätte, aber gleich folgen würde. Doch diese kurze Verzögerung sollte Folgen haben.
[1.Akt: Hans] Nach dem ich den Treffpunkt "Ledersofa" mit einigen Minuten Verspätung erreicht hatte, stellte ich fest, daß ich mein Portemonnaie vergessen hatte. Ich mußte also noch mal rauf aufs Zimmer. Schnell, denn es gab nur einen Zimmerschlüssel, und der war noch oben bei Günni. Der Lift war besetzt, also nahm ich die Treppe. Unsere auf dem Ledersofa wartenden Freunde stöhnten ungeduldig. Was ich nicht wußte: Günni war der Grund, daß der Lift besetzt war, er war darin auf dem Weg nach unten.
[2.Akt: Günni] Beim Öffnen der Lifttür streckten sich mir einige Zeigefinger entgegen und das Stöhnen der Wartenden hatte sich in ein leises Gelächter gewandelt. "Hansi ist gerade rauf seinen Geldbeutel zu holen" schallte es mir entgegen. "Aber der hat doch gar keinen Schlüssel" - also bin ich rein in den Lift und wieder hoch.
[7.Akt: Hans] Oben angekommen - wieder kein Günni. Ob der mich leimen will ? Soviel Zufall kann es doch bald gar nicht geben. Oder vielleicht doch? Über das Treppenhaus drang leises Gelächter bis in den 3. Stock. Sollte ich vielleicht einen Stuhl zwischen die Lifttür setzen um Ihn damit zu blockieren? Besser nicht. Ich warte jetzt einfach hier oben und lasse den Fahrstuhl für ihn nach unten fahren."
[8.Akt: Günni] "Am besten ist, ich warte jetzt hier unten schließlich will er ja seine Geldbörse", dachte ich. Und warte. Und warte. "Aah, da kommt ja der Lift. Die Tür öffnet sich und - leer ! Ich fass es nicht. Verdammt. Entweder ist er noch oben oder geht über das Treppenhaus runter. Nee, also verarschen kann ich mich selber - ich warte hier. Die Jungs auf dem VIP-Sofa kriegen sich nicht mehr ein.
[9.Akt: Hans] Der Fahrstuhl bewegt sich keinen Zentimeter. Ist der blöd oder was? Wartet der jetzt etwa unten auf mich ? O.k., o.k.! Er wird wohl keine Lust haben die ganzen Treppen rauf zu laufen. Wenn ich jetzt also den Fahrstuhl raufhole, dann wird er sicherlich unten bleiben. Also Knopf drücken und runterfahren.
[10.Akt: Günni] "Kerl noch, der Lift ist immer noch hier unten. Gehen wir die Sache mal logisch an. Mit dem Lift kann er jetzt nicht fahren, der ist unten und braucht ja einige Zeit um hochzufahren. Da bin ich zu Fuß schneller. Also im Eiltempo über die Treppe nach oben. Kostet zwar ein bischen Kondition aber was macht man nicht alles, damit er an seine Geldbörse kommt." Wie man sich irren kann: Der Fahrstuhl war doch schneller! Um das VIP-Sofa scharten sich mittlerweile weitere Hotelgäste. Sie haben den Eindruck, daß hier für die "Versteckte Kamera" gedreht wird und wollen mit im Bild sein.
[11.Akt: Hans] Klar, denn als ich unten ankam, stand nicht Günni, sondern die Ledergarnitur vor der Lifttür. Die ersten Zuschauer der Szene flüchtete Richtung Toilette, weil sie nicht mehr wußten, wie man das Wasser vor Lachen überhaupt noch halten kann. Anderen drohte das Bauchfell vor Lachen zu platzen, sie standen kurz davor künstlich beatmet zu werden. Ich dagegen wußte gar nicht, ob ich nun lachen oder weinen sollte. Ich wollte doch nur den Zimmerschlüssel. Und dann Trick 17: Öffnungsknopf vom Lift gedrückt und dann im Sprint 3 Stockwerke über die Treppe rauf.
[Finale: Günni] Ich konnte nicht mehr. Als Hansi oben ankam lag ich schon im Flur flach auf dem Boden und krümmte mich vor Lachen. Hansi hat sich quietschend daneben gelegt - Minuten später erst bekamen wir wieder genügend Luft um gemeinsam quasi Hand in Hand den Weg nach unten anzutreten und den Abend wie geplant fortzusetzen.