Säcke-Tour 2012 - Nordstrand

Die Tour 2012 war nicht nur schön, sondern irgendwie auch ein wenig anders ...

Freitag, 28. Juni 2012, 10 Uhr.
Startschuss zur Säcketour 2012. Startpunkt: Bad Sachsa, Hohensteiner Straße 2. Ziel: Nordstrand, Püttenweg 5. Entfernung laut Navi: 436 Km. Geplante Reisezeit: 4 Stunden 42 Minuten.

Erste Bestandsaufnahme.
Alle sind pünktlich erschienen, Michael ist einer der Ersten, hat nichts vergessen, muss nichts erledigen, hat getankt und weiß, wo es hingeht, die Gruppe der 10 kleinen Bikerlein ist auf 4 geschrumpft, keiner hat einen Hexenschuss oder eine Prostataentzündung, das Wetter ist entgegen den Prognosen gut, die Stimmung ist prächtig!

Zweite Bestandsaufnahme.
Ein Fremder ist an Bord! Ein gewisser Hartfried P. Er ist Arzt, wenn auch nur Zahnarzt. Ein Teil der Alten Säcke hat inzwischen die 50 überschritten, der Rest sieht genauso aus. Vor diesem Hintergrund hat sich ein kleines Sondereinsatzkommando der Alten Säcke am späten Donnerstagabend vor der Abfahrt kurzfristig entschieden, den zufällig vorbeikommenden Hartfried P. nach bester Seeräuber-Manier zu shanghaien und auf die Insel zu verschleppen. Fazit vorweg: trotz des bedenklichen körperlichen Zustandes des einen oder anderen Tour-Teilnehmers war während der gesamten Tour kein größerer ärztlicher Eingriff erforderlich.

Die Anreise ...
... ist schnell erzählt. Michael muß nottanken, verfährt sich aber nicht, dafür aber Frank und Thomas. Achim hat es eilig. Als der Mannschaftsbus und die Biker am vereinbarten Burger-King Boxenstopp kurz hinter Hamburg ankommen, haben Hans und er schon alles leergefressen und sind bereits weitergefahren. Das Wetter hält.

Das Domizil ...
... ist grandios! Direkt hinter dem Deich gelegen, 10 Zimmer, 3 Badezimmer, riesige Terrasse mit Grill und Strandkörben, eigene Volleyball-Anlage, gefühlte 100 niedliche permanent scheissende Schwalbenpärchen direkt über dem Eingang. Hit!
Auf dem Deich sieht man friedlich weidende Schafe, unten den Füßen spürt man bei jedem Tritt die heimelig warme, weiche Schafscheisse, hinter dem Deich ist das unendlich weite Meer…meistens nicht… das ist nämlich nur nachts da und verdrückt sich tagsüber beim Anblick der Alten Säcke konsequent. Dennoch ein grandioses Panorama. Hier bin ich Mensch, hier will ich sein!

Der erste Tag ...
... bringt einige Überraschungen. Die Alten Säcke zahlen Kurtaxe, kaufen alkoholfreies Bier und Hase und Achim liegen um 23 Uhr fast nüchtern im Bett.

Der Samstag ...
... bringt weitere Überraschungen. Achim steht um 7 Uhr auf und bereitet für alle ein leckeres Frühstück mit Ham&Eggs und diversen gesunden!!! Zutaten. Keiner hat einen dicken Kopf oder liegt bis mittags in der Seiche. Jan(!) forciert den Besuch einer Paintball-Anlage. Nackte Säcke am Strand, die man mit einer Schildkröten-Armee verwechseln könnte, wenn nur nicht die Köpfe falsch herum aufgeschraubt wären. Alle spielen mit viel Spaß und völlig stressfrei Volleyball und keiner verletzt sich dabei; Alle? Nein! Soest weigert sich weiter standhaft in die Nähe eines Volleyballs zu kommen und schießt lieber Beam-Gläser von der Kinderschaukel. Abends gibt es leckeres Grillgut und Achim(!) hat dazu Salat angesetzt und die Chefköche Frank und Hase kleine Extra-Leckereien aus dem Backofen bereitet. Thomas wird beim abendlichen Doko wie immer beschissen und verliert den Großteil seines für den kommenden Tag verfügbaren Taschengeldes.

Highlight des Tages: Paintball.
Bereits beim Betreten der Anlage spürst Du, dass sich irgendetwas an Dir verändert. Unmittelbar bekommst du diesen geschmeidigen, leicht federnden Gang, wie Du ihn bei Clint Eastwood schon in 100 Italo-Western gesehen hast. Western, in denen er mit zwei tief hängenden Colts  aus der Hüfte mal eben 10 Gegner gleichzeitig in Schach hält. Dazu setzt Du automatisch diesen unverkennbaren Blick des Lonesome Riders auf. Jeder Satz, jede Bemerkung ist nur noch ein gequetschtes, raues animalisches Grunzen aus dem linken Mundwinkel. Mit "hökschter" Konzentration und vollgepumpt mit Adrenalin steigst Du in Deine Fighter-Clothes und dann empfängst Du ihn, Deinen ersten Markierer.
Von da an gibt’s kein Halten mehr. Links in die Deckung…bumm bumm bumm, rechts in die Deckung…bumm bumm bumm. Hit? Ich soll getroffen sein? Niemals! Dann der Buzzer. That´s it! Hier stehen sie, die letzten Helden! Schweiß- und farbgetränkt, übersäht mit blauen Flecken verlässt Du die völlig versiffte Arena und hast es noch nie so deutlich gespürt: ich bin am Leben!

Der Sonntag ...
... erlebt nach einem der unnachahmlichen demokratischen Entscheidungsprozesse, die einen Großteil gelebter Alte Säcke-Kultur ausmachen („Ich fahr nach Sylt. Basta! Ihr könnt machen was Ihr wollt. Aber sprecht mich bloß nicht an, wenn Ihr dagegen seid oder nicht mitkommt!“) einen Ausflug auf die benachbarte Kultinsel. Es herrscht Alkoholverbot für alle. Die Anreise erfolgt im völlig überfüllten Zug. Der Schaffner versteht Spaß und lässt es dem Zahnarzt-Schwarzfahrer durchgehen. Auch die nette Mutter des kleinen Mädchens, das erstmals mit der rauen Wirklichkeit Alter Säcke-Sprüche konfrontiert wird. Wir werden unmittelbarer Zeuge einer mehrfach missglückten Übergabe von Hehlerware in der mitgeführten Zugtoilette. Sylt zeigt seine raue Schönheit von der prachtvollen Seite, Windstärke 7, Wellen wie vor Kap Horn, strahlend blauer Himmel.

Scheiden tut weh!
Am Abend scheiden sich dann die Säcke. Der vernünftige Teil fährt nach Hause zu Mutti aufs Sofa, der andere Teil bleibt noch bis Dienstag im Haus am Meer und schaut sich ein langweiliges EM-Endspiel im Fernsehen an.
Der unvernünftige Teil schafft bei der Moped-Tour am Montag an die Ostsee-Küste einen neuen Negativ-Verbrauchsrekord von weit unter 6 Liter/100 Km und die Alten Säcke schaffen während der gesamten Tour nicht mal eine Flasche Beam (ok, die war auch geringfügig größer, als normal).

Was bleibt ...
ist die Erkenntnis, dass auch "Tour mal anders" riesen Spaß macht, Achim und Günni einen super Job gemacht haben, der Himmel auf Nordstrand unendlich ist, sich die Legende, Nordstrand läge am Meer, hartnäckig hält und sich sogar gekidnappte Zahnärzte bei Alten Säcken sauwohl fühlen.

Friends will be friends!